Vordersommeregg

06.05.2024
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Vordersommeregg

„Unser Bankerl ist wirklich etwas Besonderes. Von hier habt ihr voll die schöne Aussicht auf den Schafberg, die Drachenwand und den Schober!“ Bäuerin Andrea Huber vom Erbhof Vordersommeregg, zu dem dieses Bankerl gehört, auf dem ihr gerade Platz genommen habt, ist selbst immer noch – und immer wieder – von diesem Platzerl begeistert. Kein Wunder: Die gemütliche Sitzgelegenheit samt Tischerl ist perfekt zum Innehalten und Kraft-Tanken. Ein Geheimtipp der Bäuerin: Der Sonnenaufgang!

Jetzt seid ihr vielleicht gerade unterwegs zum Heuberggipfel oder zu einem der am Weg liegenden Gasthäuser. Ihr schaut über Wälder und Felder und genießt die Sonnenstrahlen im Gesicht, die Ruhe und die Freude an eurer schönen Rast. Vielleicht denkt ihr ja auch daran, wie selten die Menschen, die das alles hier errichtet haben, damals die Gelegenheit zur Muße hatten.

Ungewöhnliches Erbe

Am Vordersommeregg-Gut dachte man seinerzeit schon fortschrittlich. Als die kinderlosen Bauern einen Nachfolger suchten, entschieden sie sich nämlich für eine Nachfolgerin – ihre Nichte Maria war die Großmutter des gegenwärtigen Bauern Andreas. „Unsere Oma war mit ganzem Herzen dabei“, erzählt Andrea Huber. „Bis ins hohe Alter ist sie immer noch in den Stall gegangen.“ Es muss für Maria eine Freude gewesen sein, dass sie noch erleben konnte, mit wieviel Liebe ihre Kinder und Enkel den Hof bewirtschafteten und weiter ausbauten. Den Grundstein legten Maria und ihr Mann Mathias mit unermüdlicher Arbeit. Damals waren die technischen Hilfsmittel noch beschränkt, also packten die beiden einfach mit den eigenen Händen an. Was heutzutage mit dem Bagger erledigt wird, machten sie mit Schaufeln – etwa, als die Güllegruben ausgehoben wurden.

Von der Milch zum Schaf

Die darauffolgende Generation, Maria und Andreas Huber sen., spezialisierte sich auf Milchwirtschaft und brachte den Hof stetig weiter voran. Der damals erworbene Traktor wurde gut gepflegt und wird heute noch verwendet. Als Andreas Huber jun. und seine Frau Andrea 2013 den Hof übernahmen, wurde neuerlich umgestellt. Die Modernisierung der Ställe wäre sehr aufwändig, und da beide den Bauernhof nur im Nebenerwerb bewirtschaften, musste eine andere Lösung gefunden werden. So kamen die Hubers zu den Schafen. Heute floriert ihre Mastlämmerzucht, das Fleisch und die Würste sind – noch ein Geheimtipp! – hoch begehrt. Die Umbauten in den Stallungen waren schnell erledigt, die Maschinen waren vor Ort. Wichtig war die Unterstützung der Altbauern, denn Andreas‘ Eltern hatten ja vieles aufgebaut, was nun wieder verändert wurde. „Die beiden haben uns großartig unterstützt und tun das bis heute“, sagt Andrea. Die Jungbäuerin weiß, dass es nicht selbstverständlich ist, wenn Generationen so gut zusammenarbeiten. Es ist immer die Balance zwischen persönlichem Freiraum und familiärer Verpflichtung. Die räumliche Trennung stärkt den Zusammenhalt: die Großeltern leben im alten, 1881 errichteten Bauernhaus, die jetzigen Bauern bewohnen mit ihren Kindern das neugebaute Zuhause.

Apropos Generationen: Zwei der drei Huber-Kinder haben eine landwirtschaftliche Ausbildung. Es ist also zu erwarten, dass es so erfolgreich weitergehen wird.

Bartholomäus und seine 40 Frauen

Schafbock Bartholomäus hat ein feines Leben. Und er kümmert sich gut um seine Damen. Die Schafzucht mit den vierzig weiblichen Juraschafen wird von Familie Huber a-saisonal1 geführt, damit Geburten, Arbeit und vor allem die Fleischmenge sich über das ganze Jahr verteilt. Stets sind ein paar Schafe trächtig. Tragzeit der Schafe beträgt übrigens fünf Monate. Jedes Schaf bekommt alle zwei Jahre dreimal Nachwuchs – im Normalfall sind das ein bis zwei Lämmer. Nach der – meist unkomplizierten – Ablammung ziehen die Mutterschafe mit dem Nachwuchs erst einmal in den Stall. So können die Bauersleute auch gut kontrollieren, ob alles passt, ob das Mutterschaf genug Milch gibt und sich alle Tiere wohlfühlen. Wenn nicht, wird der Tierarzt gerufen. Falls eine Schafmutter eines ihrer Jungen nicht annimmt – was bei Drillingsgeburten mitunter vorkommen kann – müssen die Hubers mit der Flasche anrücken. Zwei bis drei Monate bleiben die Lämmer bei ihren Müttern, dann werden sie getrennt und fein aufgezogen, bis sie mit fünf Monaten und cirka 50 Kilo schwer zum Metzger gebracht werden. „Das Tierwohl ist uns sehr wichtig. Dass der Transportweg zum Metzger so kurz wie möglich ist und die Lämmer keine Angst verspüren, hat für uns oberste Priorität“, sagt Andrea Huber.

Fleisch & Wolle

Der Metzger in Koppl bereitet das Fleisch vor, damit die Bauern vom Vordersommeregg-Gut es küchenfertig abholen können. Pro Schaf sind das 15 Kilogramm Fleisch, die ab Hof verkauft werden. Die Nachfrage ist groß. Nicht nur das Fleisch ist ein Gewinn – auch die Wolle wird verwertet. Zweimal im Jahr kommt der Schafscherer – es fallen ca. 4 Kilogramm Wolle pro Schaf ab. Die unbehandelte Wolle ist als guter Langzeitdünger heiß begehrt.

Zusammenhalt wird großgeschrieben

Die Mutterschafe vom Vordersommeregg haben alle Namen – „auch wenn wir sie nicht immer auseinanderhalten können!“ Besonders eng ist der Kontakt zu den Flaschenlämmern, die bald schon mitlaufen wie kleine Hunde. Schafe sind intelligente Tiere, aber sie brauchen ihre Herde. Wenn einmal eines „verloren geht“, ist das ein großes Trara. Etwa, als damals das kleine Lämmchen weggelaufen war. Plötzlich kam der Anruf aus der über einen halben Kilometer entfernten Siedlung: „In unserer Garage wartet wer auf Abholung!“ Ein Hütehund wäre naheliegend. Andrea Huber lacht: „Wir sind halt keine Hundemenschen. Wir machen die Hütearbeit selbst!“ Das Anpacken-Können und der Zusammenhalt liegen am Vordersommeregg-Gut wohl in der Familie.

  1. Schafrassen sind ganzjährig empfängnisbereit ↩︎

Autorin: Elisabeth Freundlinger

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