Auf uralten Pilgerspuren über den Falkenstein
10.07.2023
Allgemein, Ausflugsziele, Sport & Freizeit
10.07.2023
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Der jahrhundertealte Pilgerweg über den Falkenstein ist heute eine der schönsten Genusswanderungen im Salzkammergut.
Franz Zwanzger kennt die Berge rund um Eugendorf wie seine Westentasche. »Hausberge« nennt er sie, weil er schon so oft oben war auf dem Regenspitz und dem Feichtenstein, auf dem Faistenauer Schafberg und am Zwölferhorn. Privat ebenso wie mit Gästen. Der gebürtige Steirer lebt seit 30 Jahren in Eugendorf und das mit großer Begeisterung angesichts der vielen Möglichkeiten, die sich zwi-schen Seen und Bergen, zwischen Salzkammergut und Innergebirge bieten. Sommer wie Winter ist er fast täglich draußen, am liebsten mit kleinen Gruppen Gleichgesinnter – Menschen, die sich untereinander gut kennen und die die Natur und die Bewegung ohne Leistungsdruck genießen möchten. Ein Glück für uns! Denn so nimmt uns Franz Zwanzger, der geprüfter Bergwanderführer, Skilehrer und Rad-Guide ist, mit auf eine der schönsten Wanderungen im Salzkammergut. »Der Weg über den Falkenstein an der Nordostseite des Wolfgangsees zählt zu den ältesten Pilgerwegen Europas«, erklärt uns Franz.
Vom Ortsteil Fürberg in St. Gilgen verlassen wir das Ufer des Wolfgangsees, der verführerisch in der Morgensonne funkelt. Wir tau-chen in den kühlen Schatten der Bäume und Felsen ein: Steil führt der Weg bergan, den Wallfahrer seit dem Mittelalter zurücklegen. Schon damals galt der Ort als einer der wichtigsten Wallfahrtsplätze Europas, und ab dem 14. Jahrhundert wanderten bis zu 300.000 Pilger jährlich über den Felsen nach St. Wolfgang. Der Heilige Wolfgang (934–994), Bischof von Regensburg, hat nicht nur dem Wolf-gangsee seinen Namen verliehen, er hat auch am Falkenstein Spuren hinterlassen: In einer Felsnische, in die man noch heute schlüp-fen kann, soll er drei Jahre lang als Einsiedler gelebt haben. An diesem Ort wurde später das Falkensteinkirchlein mit der Wunschglo-cke errichtet. Und natürlich muss sie geläutet werden. Oben angekommen zieht jeder von uns an dem Strick. »Nur wenn das Geläut exakt drei Mal erklingt, wird sich der Wunsch auch erfüllen«, erklärt Franz, der uns bei der Wolfgangquelle, nur wenige Schritte von der Kapelle entfernt, dazu einlädt, die Augen mit Heilwasser zu waschen oder einen Schluck daraus zu nehmen. Wer auf Nummer sicher gehen will, füllt gleich die Trinkflasche neu auf. Immerhin erwähnt auch das Wolfganger Mirakelbuch von 1753 das Falkenstei-ner Wasser als probates Mittel gegen Behexungen.
Auf dem Falkenstein soll der Heilige Wolfgang der Legende nach sein Beil geworfen haben: Dort, wo dieses im Tal landete, ließ er die erste Kirche erbauen. Hoch über der kleinen Kapelle befindet sich ein sogenanntes Gschmå–Platzl:*) Der Scheffel-Blick erinnert an den romantischen Dichter Victor von Scheffel (1826–1886), der immer wieder zur Sommerfrische an den Wolfgangsee reiste. Weit schweift der Blick von diesem besonderen Platz hoch über den Klippen der gut 200 Meter hohen Falkensteinwand, die fast senkrecht in den türkisfarbenen Wolfgangsee abfällt. »Da drüben ist das Zwölferhorn mit der neuen Bahn, und an dessen Fuße liegt St. Gilgen, wo man unbedingt das Mozarthaus besichtigen sollte«, erklärt uns Franz während einer kleinen Pause, die allerdings nicht zu lange dauert. Immerhin haben wir für die Tour nach St. Wolfgang gut drei Stunden eingeplant.
Der Ort, von dem die berühmte Schafbergbahn auf den gleichnamigen Gipfel führt, lädt zu einem Bummel ein: Zwei wahre Meister ihres Könnens haben die berühmte Wallfahrtskirche mit unvergleichlich schönen Altären ausgestattet. Unweit davon besang Peter Alexander als Oberkellner Leopold das »Weiße Rössl« am Wolfgangsee im gleichnamigen Film. Eine Einkehr ist Pflicht: Immerhin ist das hier eine Genusswanderung, nichts anderes! Gab es nicht auf dem Falkenstein auch einen »Stein gegen Sünden«? Dieser wird doch auch bei süßen Sünden wie Erdbeertörtchen, Apfelstrudel und Herzen der Lebzelterei Gandl helfen! Franz Zwanzger zwinkert wohlwollend, und er muss es wissen.
Zurück zum Ausgangspunkt in St. Gilgen bringt uns das Ausflugsschiff der Wolfgangseeschifffahrt, die im Jahr 2023 ihr 150-Jahre-Jubiläum feiert. Am sagenumwobenen Ochsenkreuz blicken wir noch einmal hoch zum Falkenstein. Schön war’s! Und bestimmt nicht das letzte Mal.
*) Gschmå ist Mundart und bedeutet so viel wie gemütlich, lässig und sympathisch.
Vom Hotel.Restaurant Am Hochfuchs führt die rund neun Kilometer lange Wanderung über den Heuberg zum Restaurant Dax Lueg. Von der Panoramaterrasse dort eröffnet sich ein traumhafter Blick auf die Stadt Salzburg, auf Untersberg und Staufen im angrenzen-den Bayern. Für diese leichte Wanderung benötigt man rund 2,5 Stunden; sie kann im Winter auch mit Schneeschuhen unternommen werden.
Vom Faistenauer Ortsteil Tiefbrunnau geht es auf die zwei Nachbargipfel Faistenauer Schafberg (1.559 m) und Loibersbacher Höhe (1.457 m), die über einen Sattel miteinander verbunden sind. Es sind rund 760 Höhenmeter zurückzulegen, als Gehzeit sollten zumin-dest vier Stunden eingeplant werden. Man genießt einen schönen Blick auf die Osterhorngruppe, auf dem Weg laden mehrere Hütten, wie die Oberwiesalm und die Mittereggalm, zur Einkehr ein.
Diese kleine Rundtour in Hintersee ist eher ein Spaziergang ohne nennenswerte Steigungen und startet an der Fischerhütte. Der Hin-tersee zählte einst zu den Hofküchenseen, deren Fische an den erzbischöflichen Hof nach Salzburg geliefert wurden. Auch ein rund 30-minütiger Abstecher zur sogenannten Eis-kapelle ist lohnend. Gehzeit: 2,5 bis 3 Stunden.
Von der Tiefbrunnau geht es über den Forst- oder Almweg rauf zur
1.050 Meter hoch gelegenen Lärchenhütte an den Flanken des Zwölferhorns. Die Hütte ist ein Muss für Genießer: Wanderer werden mit regionalen Köstlichkeiten – vom Almfrühstück über hausgemachte Knödel und Kuchen – bei herr-lichem Seeblick verwöhnt. Vom Parkplatz Tief-brunnau/Holzknechthütte geht man ca. 45 Minuten bis zur Alm.
siehe oben; Gehzeit: rund 2,5 Stunden, etwa 360 Höhenmeter und 9 Kilometer
Weitere Wandertouren findet ihr hier.
• Beim Wandern geht es um die Philosophie des Gehens. Eine Wanderung sollte kein Marathonlauf sein. Wichtig ist, dass man ganz langsam startet und die Geschwindigkeit, die einem angenehm ist, beibehalten kann.
• In den Rucksack gehören unbedingt Sonnenschutz, Kopfbedeckung, Reservekleidung und ausreichend Flüssigkeit.
•Die UV-Strahlung ist auf 1.700 Meter Seehöhe und bei bedecktem Himmel genauso hoch wie Mitte August an der Adria: Daher sind Sonnenschutz und Kopfbedeckung essenziell.
•Wichtig sind gute, eingetragene Schuhe und eventuell Stöcke.
•In den Bergen sollte immer das Wetter im Auge behalten werden. Franz Zwanzger rät dazu, am Morgen an der Hotelrezeption nachzufragen.